Jussi Haapoja, der Besitzer des Hofs, stellt mit seinem Handy eine Videoverbindung zu der Zuchtstätte her, bei der die neuen Küken vor vier Tagen ankamen. Da die Hünchen gleichmäßig auf der Torfstreu ausschwärmen, die auf dem Boden der Halle verteilt ist, kommt er zu dem Schluss, dass alles in Ordnung ist. Es scheint, einige Küken spielen fangen.
Der älteste Sohn der Familie Antti Haapoja, 17, studiert Landwirtschaft im zweiten Jahr und verbringt viele Wochen außerhalb des elterlichen Hofs. Auch Antti hat eine Verbindung zu den Kameras der Zuchtstätte und er schaut oft nach, wie es den heranwachsenden Vögeln in 30 Kilometern Entfernung geht.
Der Hof in Kurikka, 40 km von Atria entfernt, wurde 1991 auf die Geflügelzucht umgestellt. Damals nahmen Jussis Eltern die Arbeit auf; Jussi war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt.
„Ich konnte von Anfang an mit dabei sein. Damals war es etwas Besonderes und Seltenes, so etwas Neues zu lernen. Hier in der Gegend gab es sonst keine Zuchtbetriebe.“
Der Verzehr von Geflügelfleisch ist von Jahr zu Jahr gestiegen und ein Ende ist nicht in Sicht. Familie Haapoja hat die Erzeugung erweitert, wann immer dies möglich war. Mit der Erweiterung der ersten Halle kam 1998 eine zweite und 2010 eine dritte Halle hinzu. Im gleichen Jahr fand auf dem Hof der Generationswechsel statt und die Hofführung ging auf Jussi über.
Ein weiteres Wachstumszeichen ist, dass Jussi inzwischen viele Kollegen in der Region Kurikka hat. Die Wertschätzung für Lebensmittel aus der Region wiederum erkennt man daran, dass in dem Hotel Kurikka das Geflügel auf der Speisekarte als „einheimisch, oft aus Kurikka“ aufgeführt wird.
Der Hof Haapoja ist bereit, die Züchtung weiterhin auszubauen.
„Die Heizzentrale wurde aufgerüstet, um auch für eine mögliche vierte Halle ausreichend Wärme zu haben. Letzten Sommer haben wir einen Trockner gebaut, damit wir noch größere Getreidemengen trocknen und lagern können.“
In naher Zukunft wird Familie Haapoja jedoch trotz Interesse keine neue Zuchtstätte bauen. „Investitionsentscheidungen erfordern grünes Licht seitens Atria. Der Grundsatz besteht darin, die Durchschnittsgröße der Landwirtschaftsbetriebe anzugleichen. Dies ist ein guter Grundsatz, der unterstützt werden sollte“, merkt Jussi Haapoja an.
„Sobald wir jedoch eine Erlaubnis zu Erweiterung bekommen, bauen wir selbstverständlich eine neue Halle“, führt Antti fort. Er ist von der Arbeit auf dem Hof sehr begeistert, genau wie Jussi in dem Alter.
Antti hat die Arbeiten auf dem Hof vollkommen unter Kontrolle. Er beherrscht bereits jetzt alle Tricks so gut, dass er die Urlaubsvertretung für seinen Vater übernehmen kann, ob nun in den Hallen, auf den Feldern oder während sonstiger Phasen.
„Das haben wir spätestens dann erlebt, als ich an einer Lungenentzündung erkrankte und eineinhalb Wochen nicht einsatzfähig war“, erzählt Jussi.
Auch die anderen Familienmitglieder springen bei Bedarf ein: Marja Hemminki-Haapoja, die außerhalb des Hofs arbeitet, die jüngeren Söhne Leevi und Jaakko sowie die Eltern von Jussi und Marja.
Das gesündeste Geflügel der Welt
Für Antti sind bestimmte Dinge selbstverständlich, die sein Vater und seine Großeltern früher lernen mussten.
„Damit das Fleisch garantiert sicher ist, muss auf den Betrieben viel getan werden. Schuh- und Kleidungswechsel sowie Händewaschen sind bei uns Routinen, die niemand hinterfragt.“
Vater und Sohn wissen, dass die finnische Geflügelerzeugung im globalen Maßstab zur Spitzenklasse gehört und einzigartig ist, da die Krankheitsprävention weiter vorangetrieben wurde als in anderen Teilen der Welt. Darauf sind sie stolz.
Päivikki Perko-Mäkelä, Tierärztin bei Atria, berichtet, dass seit Jahrzehnten kompromisslose Anstrengungen zur Entwicklung der Erzeugungsbedingungen unternommen werden.
„In Finnland gilt schon lange der Ausgangspunkt, dass bei Krankheiten und Problemen immer nach dem ursprünglichen Grund gesucht wird und dieser behoben wird. Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung von Symptomen.“
Damit die Züchtung im kalten Norden überhaupt möglich ist, wird von Erzeugerhöfen viel abverlangt.
„Die Höfe müssen gut gebaut sein, da die Bedingungen bei der Züchtung das A und O sind, und auch die Bedürfnisse der Vögel dürfen nicht vernachlässigt werden. Über diese Angelegenheiten muss man mit den Erzeugern nicht mehr diskutieren.“
Wenn die neuen Küken in die Halle gebracht werden, muss die Temperatur 35 Grad betragen, und unabhängig von der Jahres- oder Tageszeit muss die Temperatur, die Feuchtigkeit und die Luftzirkulation stimmen, genau wie das Futter, der Krankheitsschutz und zahlreiche andere Dinge.
„Die geleistete Arbeit hat sich bezahlt gemacht und die Vögel mussten seit über zehn Jahren nicht mit Antibiotika behandelt werden.“
Um ein Beispiel für die effiziente Krankheitsprävention zu nennen: In Finnland führen alle über 2500 Salmonellen-Serotypen zu Maßnahmen, während man in Europa allgemein an nur fünf spezifischen Typen, die für den Menschen gefährlich sind, interessiert ist.
„Wir verfolgen den Ansatz, dass jeder Salmonellentyp genauso gehandhabt wird, wie die Typen, die als für den Menschen gefährlich eingestuft werden. In Finnland wird kein Fleischgeflügel geschlachtet, bei dem ein Salmonellentyp festgestellt wurde“, so Perko-Mäkelä.
Erfolg wird belohnt
Immer wenn eine neue Hühnerherde auf den Hof kommt, beginnt die Züchtung von vorne. Der Erzeuger wird erst bei Lieferung der Vögel an den Schlachter bezahlt. Erfolg wird belohnt; so werden Erzeuger motiviert, ihr Bestmögliches zu geben.
Es hängt jedoch nicht alles vom Erzeuger ab, da die Arbeit mit einer Vielzahl von Herausforderungen verbunden ist, auf den die Erzeuger keinen Einfluss haben, wie Extremwetterereignisse, Beendigung des Torfabbaus und Kostensteigerungen.
Wir bauen auf 160 Hektar Ackerland Getreide an, ein Großteil davon wird als Futter für unsere eigenen Vögel verwendet. Der Anbau war erfolgreich, trotz außergewöhnlich trockener und feuchter Sommer.
Auf dem Dach der Geflügelhalle wurden hundert Sonnenkollektoren angebracht, die die Energie zum Kühlen der Halle an heißen Sommertagen erzeugen. Wir bauen auf 160 Hektar Ackerland Getreide an, ein Großteil davon wird als Futter für unsere eigenen Vögel verwendet. Der Anbau war erfolgreich, trotz außergewöhnlich trockener und feuchter Sommer.
Die Küken können in der Torfstreu baden. Dank des Torf-Kultur-Substrats gehören in Finnland die Werte, die Inspektionsveterinäre an den Füßen der Tiere ermitteln und die das Wohlergehen der Vögel widerspiegeln, zu den besten der Welt.
Familie Haapoja sieht hinsichtlich des Geflügels zuversichtlich in die Zukunft und plant, den Hof auch in Zukunft auszubauen.
Text: Pirjo Latva-Mantila
Bilder: Tuukka Kiviranta
Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift Hyvä Ruoka 1/2022 veröffentlicht. Das Interview wurde im November 2021